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Musikpoeten mit Hang zur Melancholie
Die Musiker haben sich nur mit Live-Auftritten schon eine beachtliche Anhängerschar erspielt.
VON SIMON LORENZ, 03.03.06, (ROCK IM KREIS: Das Bandporträt)
Brühl - Wenn es Nacht wird in Brühl, zumal in einer grauen Winternacht, verwandelt sich selbst das leicht kitschige Antlitz der Innenstadt in das einer grauen Vorstadt, wie - sagen wir - Köln-Kalk. Es ist kalt an diesem Abend. Auf die Kleidung legt sich ein feuchter Film. Es wird bald regnen. Direkt gegenüber vom Haus, indem die Brühler Band Backyard Poetry probt, verleiht eine gigantische Baustelle der Clemens-August-Straße eine unwirkliche Atmosphäre. Hier, in Brühls Hinterhof, wohnt Wolfgang A. Noethen, 37-jähriger Sänger und Kopf von Backyard Poetry. Er öffnet die Tür. Er ist komplett schwarz gekleidet.
Von Stimmungen lasse sich die Band bei ihren Songs tragen, wird es im Laufe des Gesprächs immer wieder heißen. Und häufig transportieren die selbst komponierten Stücke Melancholie. Am 21. März erscheint das erste Album der Band - „black on the outside“- und es ist der perfekte Soundtrack für regnerische, dunkle Tage. Was nicht heißen soll, dass man es an sonnigen Tagen nicht hören sollte, aber für eine Karnevalsparty ist die CD eher nicht geeignet. Die Musik orientiert sich an englischen Vorbildern. Und die vier Musiker haben sich an den Besten orientiert.
Hier und da etwa klingt der Breitwand-Sound von The Verve durch, dann wieder der rohe, zornige Punk der frühen 80er Jahre, The Cure grüßen ab und an, der fromidable Song „Burning Orange“ hätte auch auf einem Placebo-Album nicht gestört und die Melancholie-Heroen The Smiths sind ohnehin stets präsent.
Aus dieser Melange allerdings haben sich Backyard Poetry (zu deutsch: Hinterhof-Poesie) ihren eigenen, prägnanten Sound geschnitzt, was nicht nur am Cello liegt, mit dem Bandmitglied Martina Trost, 26, den Songs eine eigene Note gibt. „Wir haben uns überlegt, dass das Cello gut zu einem unserer Songs passen könnte“, sagt Wolfgang Noethen, der für die Texte und Songs verantwortlich ist, denn auch. So kam es, dass die damals dreiköpfige Band bei Trost anfragten, ob sie nicht bei einem Song mitspielen könnte. „Ich dachte, ich muss erstmal vorspielen“, erzählt die ausgebildete Cellistin. Stattdessen wurde sie schon nach wenigen Noten nicht nur für den Song, sondern gleich dauerhaft in die Band aufgenommen, „da wir festgestellt haben, dass ein Cello perfekt zu unserem Sound passt“, sagt Noethen.